17.07.2015rss_feed

Tierschutz kostet Geld. Viel Tierschutz kostet viel Geld!

Anlässlich der Vertreterversammlung der Vieherzeugergemeinschaft Stuttgart am 01. Juli in Leonberg war Prof. Grethe, Universität Hohenheim, geladen, den rd. 180 Teilnehmer aus ganz Deutschland das wissenschaftliche Gutachten des Beirats für Agrarpolitik im BMEL Wege zu einer gesellschaftlich akzeptierten Nutztierhaltung vorzustellen. In seinen Ausführungen reagierte der Wissenschaftler mit Unverständnis auf Kritik an Massentierhaltungsbetrieben. Der Begriff sei nicht geeignet, um auf vermeintliche Tier- oder Umweltschutzprobleme zu fokussieren, weil wissenschaftlich kein Zusammenhang nachweisbar sei. Außerdem würden insbesondere die großen Betriebe dringend für die Umsetzung der WBA-Empfehlungen benötigt. Die Teilnehmer der Versammlung interpretierten dies auch als Kritik an den zahlreichen Bürgerinitiativen, die regional von grünen Politikern unterstützt werden. Ohne Genehmigung für Bauanträge sind keine Investitionen in Tierschutz möglich.

In diesem Zusammenhang lobte Grethe ausdrücklich die Initiative Tierwohl der deutschen Wirtschaft als positives Signal, das deutlich mehr Unterstützung durch alle Marktpartner verdiene. Diese über Plakataktionen einzufordern oder über private Videofilme zu bewerben sei daher völlig legitim und wünschenswert.

Damit machte der Wissenschaftler auch deutlich, dass Tierschutz Geld kostet. Viel Tierschutz koste sogar viel Geld. Wer neue Standards über Gesetzgebung fordere, müsse bereit sein, die Landwirte für die erforderlichen Investitionen zu entschädigen. Er zeigte unterschiedliche Wege auf, darunter auch die Idee, EU-Steuergelder zu nutzen, z.B. durch eine Umschichtung von Geldern aus der sog. ersten Säule.

Deutliche Worte fand der Hohenheimer Wissenschaftler zu den Plänen von Bündnis90/Den Grünen, für Fleisch eine Kennzeichnung in Anlehnung an die Eierkennzeichnung zu etablieren. Mit der Kennzeichnung werde eine Klassifizierung vorgenommen, die wissenschaftlich weder gerechtfertigt noch seuchenhygienisch zu empfehlen sei. Zudem gaukele sie eine Transparenz vor, die es z.B. in der Schweinehaltung aufgrund bäuerlich gewachsener Struktur ohne System- und Modulbauweise nicht gebe.

Wenig Verständnis erntete Grethe für seinen Appell, den Fleischverzehr zu reduzieren, um Ressourcen zu schonen und um mit einem guten Beispiel voranzugehen. Schließich gehört die dt. Landwirtschaft zu den produktivsten der Welt. Nicht umsonst fordern immer mehr Experten, dass Deutschland mehr (veredelte) Produkte exportieren sollte, um die Importländer mit weniger optimaler Produktivität aber steigender Nachfrage nach tierischen Produkten zu entlasten. Hier von der Wissenschaft ausgebremst zu werden, konnte keiner der Teilnehmer im Saal nachvollziehen.
Sehr besorgt zeigten sich die Vertreter der VZ über die im Gutachten skizzierten sozio-ökonomischen Folgen der verschiedenen Szenarien. Danach wird in allen Fällen ein massiver Strukturwandel und ein weiteres Wachstum der Betriebsgrößen trotz fehlender Akzeptanz in der Bevölkerung billigend in Kauf genommen. Verärgert zeigten sich die Besucher auch, dass deutsche Standards, die deutlich über EU-Niveau lägen, im Gutachten kaum Erwähnung fänden.