05.02.2021rss_feed

Kommentar: Wir brauchen faire Preise

Dr. Nora Hammer, Geschäftsführerin BRS e.V. (Foto: privat)

Deutsche Landwirte waren in der Vergangenheit stolz darauf, hochwertige Produkte zu erschwinglichen Preisen anbieten zu können. Diese Zeiten sind vorbei. Eine unselige Gemengelage aus neuen gesetzlichen Anforderungen kommt auf die Landwirte zu. Dies ist nur mit erheblichem fnanziellen Aufwand zu stemmen. Hinzu kommen aufgrund der Corona-Pandemie und der ASP die niedrigsten Schweinepreise seit fast 15 Jahren.


Das heißt: Existenzen stehen auf dem Spiel und der Strukturwandel wird stärker denn je vorangetrieben. Dies wird massive Folgen für die vor- und nachgelagerte Wirtschaf haben! Die Preissenkungen für Schweinefleisch und dabei steigende Handelsspannen bringen das Fass zum Überlaufen. Der Lebensmitteleinzelhandel (LEH) ist momentan klarer Gewinner in der Krise. Treckerkonvois und Blockaden vor Verteilzentren bringen Perspektivlosigkeit und Frust zum Ausdruck. Nicht jeder hat Verständnis dafür. Doch viele Landwirte wissen nicht, wie es weitergehen soll. Preisdiktat und gesetzliche Auflagen führen praktisch zur Enteignung. Eine weitere Konzentration mit Ausgrenzung der Ferkelerzeugung und ein Sterben zahlreicher Familienbetriebe sind die Folge. Das können weder Gesellschaft und Politik noch der Handel wollen.

Doch es gibt auch positive Zeichen: Der LEH beginnt, mit Landwirten über die Preis- und Beschaffungspolitik zu reden. Und Berlin hat die UTP-Richtlinie gegen unlautere Handelspraktiken umgesetzt. Wir wünschen uns, dass die Herkunft von Produkten für den deutschen LEH noch wichtiger wird und dass die Vorzüge regionaler Produkte noch stärker an die Verbraucher getragen werden. Der geforderte Systemwechsel, wie von der Borchert-Kommission erarbeitet, wird viel Geld kosten. Auf Basis einer Geiz-ist-geil-Mentalität wird sich das nicht umsetzen lassen. Doch die Zahlungsbereitschaft der Verbraucher ist begrenzt. Das heißt, wir müssen nach einer langfristigen und ehrlichen Sozialisierung der Kosten suchen. Es bleibt zu hoffen, dass die Politik das Wahljahr 2021 dazu nutzt, weiter konstruktiv und lösungsorientiert an den Ideen und der Umsetzung der Borchert-Kommission zu arbeiten. Das sind wir ALLE den Schweinehaltern in Deutschland schuldig!


Kommentar von Dr. Nora Hammer, Geschäftsführerin des BRS e.V., in der aktuellen Ausgabe der Schweinezucht und Schweinemast (1/2021)