03.02.2023rss_feed

Ausbauziele Ökolandbau führen zu Kritik

(c)Transgen: Die Landwirtschaft in Deutschland wird zu 50 % auf ökologischen Landbau umgestellt (Szenario)

Im Kooalitionsvertrag wurde ein Ausbau des Ökolandbaus vereinbart und das Bundeslandwirtschaftsministerium pocht auf die Einhaltung des Vertrages, auch gegen den Markt. Während das Europaparlament erkennt, dass ein Ausbau auf Biegen und Brechen nicht funktionieren kann, also das Angebot nur gemeinsam mit der Nachfrage wachsen kann, scheint das Ministerium hiervor die Augen zu verschließen. Und so wundert man sich nicht, dass der Streit zwischen Kritikern und Befürwortern heftiger wird.


Der emeritierte Prof. Harald von Witzke kritisierte gar, dass die positive Wirkung auf falschen Methoden fuße und warnte vor gegenteiligen Effekten bei einem Ausbau des Ökolandbaus. Dabei ist unstrittig, dass dem Ökolandbau eine positive Rolle zukommt. Darauf macht auch Prof. Breunig, Agrarökonom an der Hochschule Triesdorf, in einem Tweet aufmerksam. Er fordert aber eine differenziertere Bewertung, um die Wirkungen der Landbauformen ehrlicher vergleichen zu können. Größtes Manko des Ökolandbau bleiben die niedrigeren Erträge, die letztlich zu einem höheren Flächenbedarf zu Lasten von Naturflächen führen könnten.


Diese berechtigten Einwände machen deutlich, dass ein Schwarz-Weiß oder ein Ausspielen der einen gegen die andere Landbauform vermieden werden sollte. Umso schwerer wiegt ein Vorwurf, der jetzt im Bayerischen Landwirtschaftlichen Wochenblatt geäußert wird: Zensiert Özdemir kritische Wissenschaftler?

Auch das Internetportal agrarfakten hat sich zu dem Thema geäußert. Danach bemisst sich die Bodenfruchtbarkeit landwirtschaftlich genutzter Böden grundsätzlich am Naturalertrag. So gesehen führt der Öko-Landbau zu einer drastischen Verringerung der Bodenfruchtbarkeit, heißt es dort.

 

Sehr gut hat der Lehrstuhl für Ökologischen Landbau und Pflanzenbausysteme der Technischen Universität München die Vorteile des Ökolandbau herausgearbeitet (Kurt-Jürgen Hülsbergen, Harald Schmid, Lucie Chmelikova, Gerold Rahmann, Hans Marten Paulsen, Ulrich Köpke: Umwelt- und Klimawirkungen des ökologischen Landbaus, Weihenstephaner Schriften, Ökologischer Landbau und Pflanzenbausysteme, Band 16, 1. Auflage Januar 2023). Danach

  • haben Betriebe des ökologischen Landbaus artenreiche Fruchtfolgen.
  • in Betrieben des ökologischen Landbaus ist die Tierhaltung flächengebunden.
  • Betriebe des ökologischen Landbaus sind überwiegend Low-Input-Systeme (kein Einsatz chemisch-synthetischer Dünger und Pflanzenschutzmittel, geringer Einsatz fossiler Energie).
  • Betriebe des ökologischen Landbaus weisen im Ackerbau eine geringe bis mittlere Landnutzungsintensität auf (weniger Arbeitsgänge, geringere Überrollhäufigkeit, extensivere Verfahren).

Aus diesen systembedingten Unterschieden ergeben sich spezifische Umwelt- und Klimawirkungen, denen der emeritierte Agrarökonom Prof. Herbert Ströbel von der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf jedoch nur in Teilen folgen kann. Warum, erklärt er hier. U.a. rechnet er vor, dass den bei 30 % Ökolandbau eingesparten Umweltkosten in Höhe von 4,0 Mrd. € in Deutschland Mehrkosten von fast 10,4 Mrd. € gegenüber stehen.


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