Angler (Deutsches Rotvieh)
Das Anglerrind wird seit über 140 Jahren in Schleswig-Holstein züchterisch betreut und zeichnet sich durch seine zumeist einfarbig rote Fellfarbe aus. In sehr vielen Ländern der Welt trägt es zur Verbesserung von Exterieur und Leistung der einheimischen roten Rassen bei. Seit 1906 steht diese Rasse unter der Milchleistungsprüfung.
Aufgrund der Verzehrgewohnheiten ist die Zuchtleitung heute bemüht, die Milchmengenleistung bei Erhaltung der Eiweißprozente weiter deutlich zu steigern. Neben den hohen Milchinhaltsstoffen sind die sehr guten täglichen Zunahmen bei den Masttieren, die Frühreife sowie die leichten Geburten, die hervorragenden Beine und schwarzen Klauen sowie die geringen Kälberverluste für diese Rasse besonders hervorzuheben. Das ökonomische Verhältnis von Futter zu Milchertrag und die gute Weidefähigkeit sind die Grundlage der Leistungssicherheit und der Anpassungsfähigkeit in allen Klimazonen.
Nachdem die Angler im Zuchtprogramm viele Jahre Spitzenvererber der Rasse Red Holstein (RH) eingesetzt haben, befindet man sich nun in einer Konsolidierungsphase und ist bemüht den RH Anteil zurück zu drängen. Neben bewährten Vererbern aus der eigenen Population werden schwedische Rotbunte (SRB) Bullen, Rote Dänen (RDM) sowie Canadisch Ayrshire in einer Kombinationszucht eingesetzt, um den hohen, über viele Jahre erhaltenen Zuchtfortschritt weiter zu sichern.
Heute besteht die deutsche Population aus über 10.000 Kühe unter Milchkontrolle in Deutschland. Besonders verbreitet ist die Rasse noch immer in Ihrer Heimat Schleswig-Holstein. Im Durschnitt erreicht die Rasse eine Leistung von über 8.200 kg Milch in der Laktation bei hohen Inhaltsstoffen (4,56 % Fett, 375 kg Fett, 3,64 % Eiweiß, 300 kg Eiweiß).
Zuchtziel
Angestrebt wird eine wirtschaftliche, robuste Leistungskuh im milchbetonten Typ, die durch ein großes Futteraufnahmevermögen, stabile Gesundheit und gute Fruchtbarkeit über viele Laktationen nutzbar ist.
Das heutige Zuchtziel des Deutschen Rotviehs ist auf 9.500 kg Milch mit 4,5 % Fett und 3,8 % Eiweiß ausgerichtet. Die ausgewachsenen Kühe sollten etwa 145 cm Kreuzbeinhöhe und ein Lebendgewicht von 650 kg erreichen.
Die besonderen Stärken der Rasse liegen vor allem im ökonomischen Verhältnis von Gesamtfutteraufwand zur Milchleistung und den hohen Eiweißwerten. Anglerrinder bewegen sich auf ausgezeichneten Fundamenten mit festen, typischerweise dunklen Klauen. Weiter werden eine hohe Krankheits- und Mastitisresistenz, Vitalität, sowie leichte Kalbungen und geringe Kälberverluste angestrebt, dazu eine problemlose Anpassung an alle Klimazonen. Angler-Jungrinder haben eine gute Jugendentwicklung, sind frühreif und kalben problemlos bereits im Alter von 24 Monaten. Jungbullen haben gute Zuwachsraten und erreichen mit zwölf Monaten ein Lebendgewicht von 400 kg. Die Milch der Anglerkühe eignet sich besonders zur Käseherstellung, denn zum einen liegt der Eiweißgehalt über 3,6 % und zum anderen ist auch die Mehrzahl der eingesetzten Vererber Träger des Kappa-Kasein B-Gens, das zusätzlich für gute Käsereieigenschaften sorgt.
Das Deutsche Rotvieh / Angler ist rot gekennzeichnet, kann aber durch Einkreuzung anderer Gene auch rot-weiß sein.
Zuchtprogramm
Die Herdbuchkühe bilden die aktive Zuchtpopulation, aus der jährlich 50 Bullenmütter für das Zuchtprogramm selektiert und – neben einigen hervorragenden Jungrindern – mit den besten Vererbern für die nächste Bullengeneration gepaart werden. Im Angler Zuchtprogramm werden neben bewährten Vererbern auch Bullenväter aus Skandinavien eingesetzt, diese sind in erster Linie Rote Dänen (RDM) und Schwedische Rotbunte (SRB). Die Rasse Ayrshire kommt über finnische und kanadische Blutlinien zum Einsatz. Der einsatz anderer europäischer Rotvieh-Rassen ermöglicht einen hoher Zuchtfortschritt und garantiert eine breite Varianz in den Genanteilen.
Genomische Selektion
Seit 2016 gibt es in Zusammenarbeit mit Viking Genetics und dem vit in Verden eine genomische Zuchtwertschätzung für Die Rasse Angler. Dies ermöglichte den Wegfall der bis dahin gewohnten Testbullen. Auf Basis von ca. 8.000 töchtergeprüften Vererbern und rund 12.000 weiblichen Tieren aus Skandinavien und Deutschland wird eine solide Datensicherheit erreicht, so dass die Sicherheiten der errechneten genomischen Zuchtwerte bei ca. 60 % liegen. Durch die frühzeitige Identifikation negativer Zuchteigenschaften werden nur noch Bullenkälber angekauft, die in ökonomisch wichtigen Merkmalen, insbesondere der Funktionalität, nachhaltigen Zuchtfortschritt bringen können. Für alle typisierten Bullen sind zudem lineare Profile auf genomischer Basis verfügbar. So können Anpaarungen zur Merkmalsverbesserung viel gezielter durchgeführt werden als mit auf Basis von Pedigree-Zuchtwerten selektierte Bullen.
Weitere Informationen zum Deutschen Rotvieh / Angler erhalten Sie auf den Seiten der RSH.