Deutsches Schwarzbuntes Niederungsrind

Das Deutsche Schwarzbunte Niederungsrind war früher weit verbreitet und zählt heute zu den gefährdeten Rassen

Das Deutsche Schwarzbunte Niederungsrind war früher weit verbreitet und zählt heute zu den gefährdeten Rassen

Das Deutsche Schwarzbunte Niederungsrind (DSN) ist die Ausgangsrasse für die heutige Rasse Deutsche Holsteins und wird nach wie vor als Genreserve gehalten. Sie war einst die bedeutendste Rinderrasse Nord- und Mitteleuropas und vor mehr als 150 Jahren in den Marsch- und Niederungsgebieten im holländisch-friesischen Nordsee-Raum beheimatet. Die Kühe sollten sich mit hoher Anpassungsfähigkeit für verschiedene Standortbedingungen eignen. Wichtig war neben der Eignung der Rasse zur Milch- und Fleischproduktion die hohe Anpassungsfähigkeit an verschiedene Standortbedingungen.

Für die Rasse wurde eine gute Milchmenge mit einem hohen Milchfettgehalt sowie eine gute Fleischleistung angestrebt. Dabei sollten sie anspruchslos an die Fütterung sein und gut auf Marschböden zurechtkommen. Die Tiere selbst waren tief und breit angelegt im Körperbau. Auch die Zucht der nordamerikanischen Holstein Friesian geht auf Schwarzbunte Rinder holländischer, deutscher und britischer Auswanderer zurück.

Anfang der 1960er Jahre ergaben sich mit der routinemäßigen Gefrierkonservierung und Langzeitlagerung von Rindersperma ganz neue Bedingungen für den Austausch von Genetik über Kontinente hinweg. Es dauerte nur wenige Jahre, bis der Einsatz milchbetonter nordamerikanischer Bullen in Westeuropa zu den heute dominierenden Holstein Friesian führte.

Heute wird die alte Schwarzbunte Rasse nur noch in wenigen Betrieben gehalten. Am stärksten ist sie in Brandenburg verbreitet. Dort wird sie seit 1972 mit einem eigenständigen Zuchtprogramm bearbeitet.

In Brandenburg bemühen sich der Verein Genreserve Deutsches Schwarzbuntes Niederungsrind e.V. und die RBB Rinderproduktion Berlin-Brandenburg GmbH mit Unterstützung des Landes Brandenburg um den Erhalt der wertvollen Kulturrasse. Auch andere Bundesländer bieten Förderungen zum Erhalt dieser alten und gefährdeten Rasse an.

Die Zucht erfolgt mit der Zielstellung, eine Genreserve von lebenden Tieren zu sichern, die Inzucht stark zu begrenzen und die Population mit modernen Zuchtwertschätzverfahren weiter zu entwickeln. Die Leistungsdifferenz zwischen Deutschen Holsteins und DSN unter vergleichbaren Bedingungen beträgt gegenwärtig rund 3.000 kg Milch.

Besonders geeignet ist die Rasse für die Bewirtschaftung von Weide- und Naturschutzgebieten, für ökologisch wirtschaftende Betriebe und für extensive Produktionsbedingungen mit einem hohen Anteil betriebseigener Grobfutterverwertung.

 

 


Rassebeschreibung

In ihrem äußeren Erscheinungsbild erinnern DSN-Rinder besonders in der Fellfarbe an die Deutschen Holsteins. Dennoch ist diese Rasse in sich einheitlicher. DSN sind regelmäßig schwarz-weiß gescheckte, genetisch gehörnte Rinder. Kopf, Hals, Brust und Becken sind Schwarz gezeichnet, wohingegen die Beine bis zum Karpal- und Sprunggelenk, der Bauch und das Euter immer Weiß sind. Die klassische Rumpfscheckung besteht aus einer weißen Brust und Beckenbinde sowie einer mittig großen schwarzen Plattenfärbung. Die Rückenlinie ist niemals durchgehend weiß. Kleine unruhige schwarz-weiße Scheckung an allen Körperteilen ist nicht erwünscht. Die Klauen sollen möglichst schwarz sein. Durch die Körperbreitenmaße der Vorhand, des Beckens, des Rückens und die Rippenwölbung ist der Rumpf der Tiere rund.

Die Rasse hat ein großes Aufnahmevermögen von wirtschaftseigenem Grundfutter, eine gute Weidefähigkeit und ein ruhiges Temperament. Die Zwischenkalbezeit liegt bei 365-380 Tagen. Ein tafelförmiges, breites, leicht geneigtes Becken sorgt für problemlose Kalbungen. Erwünscht ist ein gut melkbares Euter, das in Qualität und Funktionsfähigkeit hohe Leistungen über viele Laktationen ermöglicht und für alle Melksysteme geeignet ist. Ein harmonischer Körperbau mit guten Tiefen- und Breitenmaßen sowie einer guten bis sehr guten Rücken- und Keulenbemuskelung charakterisieren diese Rasse genauso wie korrekte Gliedmaßen und Klauen für beste Bewegungsabläufe in allen Haltungsformen.

 


Zuchtziel

Durch Ihre Doppelnutzungseigenschaften und genügsame Art ist die Rasse DSN ideal für die extensive Rinderhaltung

Durch Ihre Doppelnutzungseigenschaften und genügsame Art ist die Rasse DSN ideal für die extensive Rinderhaltung

Bei den DSN wird eine gute Milchleistung in allen Haltungsformen sowie eine gute Schlachtkörperqualität männlicher und weiblicher Tiere angestrebt. Die Kühe haben ein genetisches Milchleistungspotential von 7.000 bis über 8.000 kg Milch bei 4,30 % Fett und 3,70 % Eiweiß. Die Milchleistung soll zu ¾ aus Grundfutter realisiert werden. Die Kühe erreichen ein Lebendgewicht von ca. 650 kg Lebendmasse bei einer Größe (Kreuzbeinhöhe) von 138 cm. Bei Bullen ist ein Lebendgewicht von 1.100 kg bei einer Größe von 150 cm angestrebt. Die Mastbullen sollen tägliche Zunahmen von 1.000 – 1.300 g pro Tag erzielen.

Die Rasse gilt als der genealogische Vorfahre aller heutigen Schwarzbunten Milchrinder. Die Zuchtarbeit hat das Ziel, die vorhandenen Gene (Rinder, Sperma und Embryonen) dieser Rasse im Sinne einer Genreservehaltung zu sichern und die Inzucht zu begrenzen. Eine Zufuhr von Genen aus anderen Populationen derselben Rasse ist möglich. Für die Rassebezeichnung DSN und den Rassecode 10 werden maximal 10 % HF-Gene toleriert.

 


Weitere Informationen über die Rasse DSN finden Sie auf den Seiten der RBB und des VOST.