Qualitätsoffensive der KB-Stationen im BRS

BRS Spermaqualität

In den 80iger Jahren gründeten die Besamungsorganisationen im Zentralverband der Deutschen Schweineproduktion e.V. (ZDS) - heute Bundesverband Rind und Schwein e.V. (BRS) - einen Verbund zur Förderung der Reproduktionsforschung. Mit ursprünglich einem Groschen je verkaufter Spermaportion wurden zahlreiche Forschungsprojekte unterstützt. Bis heute summiert sich die Förderung auf annähernd 2,5 Mio. Euro. Dieses Engagement ist einzigartig und hat dazu beigetragen, dass die KB eine Erfolgsgeschichte in Deutschland geworden ist. Mittlerweile stammen mehr als 90 Prozent der deutschen Ferkel aus der künstlichen Besamung.

Ergebnisse dieser Forschungsarbeit sind z.B. Praxisanleitungen für den optimalen Besamungszeitpunkt, zum Besamungsmanagement und zur Spermakonservierung. Darüber hinaus werden neue Verfahren zur Spermabeurteilung entwickelt, um etwaige Qualitätsmängel frühzeitig erkennen und um ein qualitativ hochwertiges Produkt ausliefern zu können. Es wurde ein Handbuch für die Besamungstationen erarbeitet, mit detaillierten Anleitungen für alle Arbeitsabläufe der Samengewinnung und –aufbereitung. Einen besonderen Schwerpunkt bildet hierbei das Qualitäts- und Hygienemanagement.


Jährlich werden die Ergebnisse der Forschung analysiert und neue Aufträge vergeben. Für die Absicherung der Lieferfähigkeit einer Station bei Ausfall wegen höherer Gewalt, z.B. bei Einbeziehung in ein Seuchensperrgebiet, wurde ein Beistandspakt geschlossen.

In Gewährschaftsbestimmungen haben die Stationen im BRS die Anforderungen hinsichtlich Deckvermögen und Samenqualität für den Ankauf von Stationsebern festgelegt.

Diese und weitere wichtige Maßnahmen der Qualitätssicherung machen die KB-Stationen im BRS mit einem Qualitätslogo deutlich. Hierdurch werden die Anstrengungen für die Optimierung des Besamungserfolges nachprüfbar dokumentiert.

Wie ernst die Stationen dies Qualitätsoffensive nehmen, zeigt die Selbstverpflichtung, sich regelmäßig extern kontrollieren und schulen zu lassen. Bisher sind dafür zwei neutrale wissenschaftliche Referenz- und Forschungseinrichtungen zugelassen: die Tierärztliche Hochschule (TiHo) Hannover und das Institut für Fortpflanzung landwirtschaftlicher Nutztiere Schönow e.V. (IFN). In Stichproben wird regelmäßig ein externes Qualitätsmonitoring durchgeführt, um Fehler zu vermeiden, die sich in der Alltagsroutine einstellen könnten. Hierbei kommen modernste wissenschaftliche Untersuchungsmethoden zum Einsatz, die aus der gemeinsamen Forschung hervorgegangen sind. Die Ergebnisse dieses Monitorings liefern den Stationen wertvolle Anregungen zur Prozessoptimierung.

Der BRS hat die Koordinierung für seine Mitglieder übernommen. Dieses Angebot richtet sich an alle Stationen. Darüber hinaus ist eine Beteiligung im Forschungsverbund (FBF) Voraussetzung, um die Weiterentwicklung des Qualitätsstandards zu gewährleisten.

Nach dem Motto Wer aufhört besser zu werden, hat aufgehört, gut zu sein, wollen die beteiligten Stationen ihren Kunden zeigen, in welcher Weise sie sich im BRS und FBF mit dieser Qualitätsoffensive für die Stärkung der deutschen Schweineproduktion einsetzen. Zu den Maßnahmen zählt nicht zuletzt die regelmäßige Personalschulung durch Experten der wissenschaftlichen Referenzlabors.

Die im Forschungsverbund beteiligten Stationen aus der Schweiz und Österreich haben sich dieser Initiative angeschlossen.


BRS-Qualitätsstandard

Die der Vereinbarung beigetretenen Besamungsstationen im BRS

  • führen ein Qualitätsmanagement mit systematischen Eigenkontrollen gemäß dem BRS-Handbuch für die Arbeitsabläufe und für die Hygiene in Besamungseberstationen durch,
  • unterwerfen sich einem systematischen Qualitätsmonitoring mit Controlling und Beratung durch Experten anerkannter wissenschaftlicher Referenzlabors,
  • betreiben gemeinschaftliche Förderung der Reproduktionsforschung im Förderverein Bioökonomieforschung e.V. (FBF)
  • sichern den Qualitäts- und Leistungsvorsprung u.a. durch regelmäßige Personalschulungen sowie durch internationalen Erfahrungsaustausch.

Qualitätsmerkmale

Spermaqualität

Für die Spermaqualität gelten folgende Mindestanforderungen:


Merkmal Mindestanforderung
Farbe grauweiß, weiß, gelbweiß
Konsistenz molkig bis milchig
Beimengungen (Harn, Blut, Eiter) keine
Geruch neutral
Volumen ohne Bulbourethraldrüsensekret (ml) 100
Spermienkonzentration (Milliarden/ml) Alter des Ebers:
≤ 9 Monate: 0,150
> 9 Monate: 0,200 *)
Spermiengesamtzahl - SGZ - (Milliarden/Ejakulat) Alter des Ebers:
≤ 9 Monate: 15,0
> 9 Monate 20,0
Motile Spermien (%) 70
Motile Spermien bis 72 h Konservierung (%) 65
Morphologisch anomale Spermien einschl. Spermien mit Plasmatropfen (%) ≤ 25
Spermien mit Kopfveränderungen (%) ≤ 5
Spermien mit Kopfkappenveränderungen (%) ≤ 10
Spermien mit Plasmatropfen (%) ≤ 15
Spermien mit Schleifen (%) ≤ 15
Andere morphologische Abweichungen (%) ≤ 15
Keimgehalt im ersten untersuchten Ejakulat keine für Tier und Mensch
spezifisch pathogenen Keime

*) bei Ejakulaten mit einem Volumen > 250 ml kann dieser Wert bis zu 20% unterschritten werden


Richtlinie der Referenzlabors des Bundesverbands Rind und Schwein (BRS e.V.) zur Qualität von konserviertem Ebersperma für die Künstliche Besamung (Stand: 24.01.2023)
Motile Spermien bis 72 h Konservierung (%) 65
Morphologisch anomale Spermien, Summe (%) ≤ 25
Spermien mit Kopfdeformationen (%) ≤ 5
Spermien mit Kopfkappenveränderungen bis 72 h Konservierung (%) ≤ 15
Spermien mit Plasmatropfen (%) ≤ 15*
Spermien mit Schleifen (%) ≤ 15
Spermien mit anderen morphologischen Abweichungen (%) ≤ 15

arrow_forwardGuidelines of the spermatology reference laboratories of the German Livestock Association (BRS e.V.) - Stand: 03.03.2023

Referenzlabore und Literatur

Referenzlabore

Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover
Reproduktionsmedizinische Einheit der Kliniken
Bünteweg 15
30559 Hannover
Tel.: 0511/953-8520

Akkreditieres Zentrallabor für Spermatologie (DAkkS D-PL-13261-08-00) gemäß internationaler Norm DIN EN ISO/IEC 17025:2005


Institut für Fortpflanzung landwirtschaftlicher Nutztiere
IFN Schönow GmbH
Bernauer Allee 10 16321 Bernau OT Schönow
Tel: (03338) 70 98 00
Fax: (03338) 70 98 10


Literaturquellen