Nachhaltigkeitskompass
für den Agrarsektor
Die Europäische Kommission hat einen Nachhaltigkeitskompass
für den Agrarsektor online gestellt (siehe agridata.ec.europa.eu/extensions/compass/compass.html). Zu finden ist er als Teil des Agri-food Data Portal, welches Marktdaten, Wissenschaftsberichte, Länderdatenblätter und Daten zur Lebensmittelversorgung und –sicherheit enthält. Die Generaldirektion Landwirtschaft und ländliche Entwicklung (GD AGRI) stellte den Nachhaltigkeitskompass am 17. Mai als neues interaktives Instrument mit klaren und verständlichen Informationen zur Nachhaltigkeit in der Landwirtschaft
vor. Er enthält Informationen über 20 Schlüsselindikatoren zu den drei Dimensionen der Nachhaltigkeit.
Kriterien Ökonomie
Zur Bewertung der wirtschaftlichen Leistung
werden folgende 6 Indikatoren herangezogen: Handelsbilanz, landwirtschaftliche Produktivität, Einkommen (Vergleich mit den Durchschnittslöhnen), Nettowertschöpfung pro Arbeitnehmer, durchschnittliche Betriebsgröße und Zahl der Betriebe sowie Bruttowertschöpfung von Landwirtschaft und Lebensmittelkette.
Kriterien Soziales
Zur Messung der sozialen Nachhaltigkeit werden die 5 Indikatoren Anteil der Betriebsleiter nach Alter, Anteil der von Frauen geführten Betriebe, Ausbildung der Betriebsleiter und Armutsrate in ländlichen Gebieten sowie Antibiotikaeinsatz pro Tier genutzt.
Kriterien Ökologie
Die 9 Indikatoren, die sich auf die ökologische Nachhaltigkeit konzentrieren, sind: Index für landwirtschaftliche Vögel, Kulturpflanzenvielfalt, Anteil der mit hohem Betriebsmitteleinsatz bewirtschafteten Landwirtschaftsflächen, Nitrate im Grundwasser, Pestizide (Harmonisierter Risikoindikator 1), Anteil der ökologische Landwirtschaft, Ammoniakemissionen und Treibhausgasemissionen aus der Landwirtschaft in CO2-Äquivalenten, zum einen der Gesamtausstoß in Mio t und zum anderen der Ausstoß je Euro Produktionswert.
Laut GD Agri trägt das benutzerfreundliche Layout dazu bei, einige weit verbreitete Missverständnisse über die Landwirtschaft zu entkräften und zeigt, dass der Sektor auf seinem Weg zur Nachhaltigkeit nicht bei Null anfängt
. Die meisten der hier verwendeten Indikatoren werden ohnehin bereits zur Messung der Leistung der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) verwendet. Insofern ist keine zusätzliche Datenerfassung notwendig. Das Dashboard wird regelmäßig aktualisiert.
Für jeden Indikator gibt es eine kurze Beschreibung, eine Grafik/Tabelle und die Möglichkeit, sich die Originaldaten anzuschauen bzw. herunterzuladen. Außerdem zeigt ein Symbol, inwieweit die Nachhaltigkeit in Bezug auf den entsprechenden Datensatz gegeben ist; hier gibt es drei Möglichkeiten: ein grün hinterlegter Haken, einen gelb hinterlegten Strich und ein rot hinterlegtes Ausrufezeichen.
Die europäischen Bauern müssen sich nicht verstecken
Die europäische Landwirtschaft scheint hinsichtlich der Nachhaltigkeit auf einem sehr guten Weg zu sein, denn von den 20 Indikatoren sind tatsächlich nur zwei im roten Bereich
, und zwar der farm bird index
sowie die Altersverteilung bei den Betriebsinhabern. Neutral sind die durchschnittliche Betriebsgröße, die Kulturpflanzenvielfalt auf Betriebsebene, die Intensität der Bewirtschaftung, die Nitrate im Grundwasser und die Gesamtemissionen von Treibhausgasen. Alle anderen Indikatoren sind im grünen Bereich
, darunter einige der in der öffentlichen Debatte sehr umstrittenen Themen wie der Einsatz von Pestiziden oder von Antibiotika.
