Bullenmütter - Bullenväter

Das Zuchtprogramm der Deutschen Holsteins ist auf die Umsetzung des Zuchtziels einer funktionalen Milchkuh mit hohem Leistungspotenzial und Exterieurstärke ausgerichtet. Dieses Ziel steht bei der Auswahl von Bullenmüttern und Bullenvätern im Vordergrund. Deshalb ist der Gesamtzuchtwert RZG sowohl auf der weiblichen als auch auf der männlichen Seite das am stärksten gewichtete Selektionskriterium.

Ein weiteres Kennzeichen des deutschen Zuchtprogramms ist seine Vielfalt. Aufgrund der regionalen Organisationsstruktur ist die Selektion der nächsten Vererbergeneration nicht an einer Stelle zentral zusammengefasst, sondern liegt in den Händen der einzelnen Zuchtorganisationen. Dies ermöglicht die Umsetzung im Detail unterschiedlicher Zuchtphilosophien. Das Ergebnis sind Vererber, die einerseits das gemeinsame Ziel eines hohen Gesamtzuchtwertes erfüllen, andererseits aber auch in der Lage sind, Märkte mit unterschiedlichen Schwerpunkten zu bedienen.

Der entscheidende Vorteil dieses Ansatzes liegt in der Vielfalt der genutzten Blutlinien. Gerade angesichts der globalisierten Ausrichtung der Holsteinzucht von heute stellt dies ein nicht zu unterschätzendes Kriterium für die Wettbewerbsfähigkeit von morgen dar.


Die mit hoher Intensität aus der deutschen Zuchtpopulation selektierten Topkühe stellen den größten Teil der Bullenmütter. Vertragsanpaarungen mit internationalen Spitzenkühen, die Verantwortliche der Zuchtorganisationen persönlich besichtigen und auswählen, ergänzen dieses Potenzial.

Die Altersstruktur der Bullenmütter ist so gewählt, dass sie die Vorteile eines schnellen Generationsintervalls mit der notwendigen Sicherheit kombiniert. Der Großteil der Bul-lenmütter wird nach dem ersten Kalb selektiert. Gleichzeitig nutzen die deutschen Zuchtorganisationen aber auch Jungrinder mit hohem Pedigree-Zuchtwert sowie einzelne ältere Kühe, die ihr Können bereits in mehreren Laktationen unter Beweis gestellt haben.

Um die Sicherheit der Selektionsentscheidungen zu optimieren, wird ein Teil der potenziellen Bullenmütter unter gleichen Bedingungen auf Station geprüft.

Aus den eigenen Prüfprogrammen werden nur die allerbesten Vererber als Bullenväter selektiert. Hinzu kommen internationale Vererber aus anderen führenden Ländern der Holsteinzucht.

Als Bullenväter kommen Vererber in Frage, die im Gesamtzuchtwert RZG zum besten 1% aller verfügbaren Bullen zählen. Zudem müssen sie in den funktionalen Merkmalen ein ausreichendes Mindestniveau erreichen. Besonderes Gewicht haben dabei die Merkmale Fundament, Euter und Zellzahl.


Prüfbullen

Nach modernsten Erkenntnissen durchgeführte Zuchtprogramme sind Grundlage für die genetische Verbesserung der Population. Zuchtfortschritt wird erzielt, wenn die genetische Veranlagung der Spitzentiere auf die gesamte Population übertragen wird. Die aktive Beteiligung der deutschen Milchviehhalter an den Zuchtprogrammen gewährleistet eine umfassende und sichere Datenerhebung für die Nachkommenprüfung.

In der deutschen Holsteinzucht kommen Testbullen hauptsächlich bei Erstkalbskühen zum Einsatz. Der Anteil der Testbullenbesamungen liegt bei 18 bis 23 %. Die zufällige Anpaarung der Testbullen verhindert, dass die Testergebnisse durch Pedigree-Informationen beinflusst werden.

Ziel des Testeinsatzes sind zwischen 100 und 120 Töchter pro Bulle mit Leistungsinformationen sowie mindestens 50 linear beschriebene Töchter. Der regelmäßige Austausch von Testbullen zwischen den regionalen Zuchtorganisationen stellt sicher, dass die Bullen unter den unterschiedlichsten Managementbedingungen geprüft werden.

Mit jährlich rund 1.000 Prüfbullen verfügt die deutsche Holsteinzucht über eine der größten Testkapazitäten der Welt. Daraus resultieren zuchtwertgeprüfte Bullen, die allein in Deutschland jährlich rund 2,4 Mio. Erstbesamungen machen. Dies entspricht fast 70% aller Erstbesamungen und unterstreicht das Vertrauen der Landwirte in das deutsche Zuchtprogramm.


Selektionsgrafik