Zuchtwerte

In Deutschland unterliegt die Zuchtwertschätzung der Aufsicht der staatlichen Behörden der Bundesländer. Zur Sicherstellung einer Vollständigen und überregionalen Vergleichbarkeit der Zuchtwerte von Bullen und Kühen ist das Rechenzentrum Vereinigte Informationssysteme Tierhaltung w.V. (vit) beauftragt eine gemeinsame, bundesweite Zuchtwertschätzung für die Rassen Holstein Rotvieh und Jersey durchzuführen. Zudem sorgt vit für eine optimale Datenaufbereitung und Online-Vernetzung aller Organisationen der Holsteinzucht


Das Testtagsmodell

Seit August 1998 erfolgt die ZWS bei vit mit einem Mehrlaktations-Testtags-Tiermodell (MTDAM).


Datengrundlage

Aus dem MLP-Datenbestand werden derzeit in der Zuchtwertschätzung mit dem Testtagsmodell Einzelkontrollergebnisse der Laktationen 1 bis 3 von Tieren, die erstmals ab dem 1.1.1990 gekalbt haben, berücksichtigt. In der Zuchtwertschätzung werden die offiziellen Probemelkergebnisse (Plausibilitätsprüfung durch die Milchleistungskontrolle) berücksichtigt, die folgende Bedingungen erfüllen:

  • Kalbealter: 20 bis 40, 30 bis 56 und 44 bis 75 Monate für die Laktationen 1, 2 und 3
  • Kontrolltag: 5. bis 325. Laktationstag

Schätzverfahren

Die Zuchtwertschätzung wird mit einem sogenannten Testtagsmodell durchgeführt, das durch die Ver­wendung von Probemelkergebnissen anstatt von Laktationsleistungen gekennzeichnet ist. Probegemelke aus einer Laktation werden als wiederholte Beobachtungen eines Merkmals aufgefasst. Der Mehr­laktationsansatz wird beibehalten, d.h. die Laktationen werden als unterschiedliche, genetisch determinierte Merkmale behandelt. Die Einbeziehung der Probegemelke aus den Laktationen 1 bis 3 wird gewählt, um eine möglichst gute Übereinstimmung mit dem Zuchtziel einer langlebigen Dauerleistungskuh zu gewährleisten.

Die wesentlichen neuen Elemente des verwendeten Testtags-Tiermodells im Vergleich zu Laktations-Tiermodellen sind:

Berücksichtigung von Probegemelken (zwischen dem 5. und dem 325. Laktationstag) aus den Laktationen 1 bis 3 (anstelle von 305 Tage

  • Laktationsleistungen)
  • Berücksichtigung des Herdenkontrolltag-Effektes (anstelle des Herden/Herdenklasse * Jahr * Saison - Effektes), damit eine wesentlich bessere Korrektur der tatsächlich wirkenden Herdenumwelteffekte zum Zeitpunkt der Leistungserfassung
  • Korrektur des Laktationsstadiums über simultan geschätzte Laktationskurven
  • Berücksichtigung des Kalbealters direkt im Modell (anstelle einer Vorkorrektur)
  • Berücksichtigung der Zwischenkalbezeit direkt im Modell (anstelle einer Vorkorrektur)

Basis der Zuchtwerte

Die Naturalzuchtwerte, d.h. Milch-kg, Fett-kg, Eiweiss-kg, Fett-% und Eiweiss-%, werden nach INTERBULL-Empfehlung für Bullen und Kühe z. Zt. auf den mittleren Zuchtwert aller Kühe ihrer Rasse des Geburtsjahrgangs 2005 als Basis (= 0) bezogen. Diese Basis wird alle fünf Jahre um fünf Jahre verschoben. Die nächste Anpassung erfolgt demnach im Jahr 2015 auf Kühe des Geburtsjahrgangs 2010.

Die Basis der Relativzuchtwerte bilden dagegen die letzten drei aktuellen KB-Testbullenjahrgänge mit vollständiger Töchterinformation (z.Zt. 2004 - 2006). Diese Basis ist auf einen Mittelwert von 100 und eine genetische Streuung von 12 Punkten (wahre Zuchtwerte) standardisiert. Die Basis wird jeweils zum 1. Juni um ein Jahr verschoben.


Weitere Informationen zur Zuchtwertschätzung auf der Homepage des VIT, Verden.

VIT