Rassebeschreibung

Deutsche Holsteins sind die verbreitetste Milchrasse in Deutschland. Sie produzieren im Durchschnitt knapp 10.000 kg Milch im Jahr mit einem hohen Gehalt an Eiweiß und Fett. Die langlebige Holsteinkuh verfügt über einen funktionalen Körperbau mit korrekten Beinen und Klauen sowie über ein großes Futteraufnahmevermögen. Ein dauerhaft fest ansitzendes, gut melkbares Euter ist Voraussetzung für viele Laktationen mit hoher Milchleistung.

Neben hoher Milchleistung verfügen rentable Holsteinkühe auch über eine gute Fruchtbarkeit mit hohen Konzeptionsraten und leichten Kalbungen.

Im Rahmen einer gesunden Aufzucht erzielen die Jungrinder mit einem hohen Anteil an Grundfutter bzw. viel Weidegang mittlere tägliche Zunahmen. Die Grundlage für die Besamung der Färsen ist nicht ihr Alter, sondern ihre körperliche Entwicklung. Ein Erstkalbealter zwischen 25 und 28 Monaten hat sich als sehr positiv für die spätere Entwicklung der Kuh und ihre Milchleistung erwiesen.

 


Zuchtziel Deutsche Holsteins

Deutsches Holstein ist die am stärksten verbreitete Rasse in Deutschland (Foto: D. Warder)

Deutsches Holstein ist die am stärksten verbreitete Rasse in Deutschland (Foto: D. Warder)

Deutsche Holsteins der Farbrichtung Schwarzbunt und Rotbunt werden auf hohe Lebensleistung gezüchtet. Ziel ist die wirtschaftliche Leistungskuh in milchbetontem Typ, die durch stabile Gesundheit, Robustheit und gute Fruchtbarkeit viele Laktationen nutzbar ist und über ein entsprechendes Entwicklungspotenzial mit hohem Futteraufnahmevermögen und optimaler Futterverwertung verfügt.

Für den Komplex Milchleistung wird ein genetisches Potenzial von 10.000 kg Milch (305 Tage Leistung) mit einem Fettgehalt von 4 % und einem Eiweißgehalt von 3,5 % angestrebt, um Lebensleistungen von über 40.000 kg Milch zu realisieren.

Ausgewachsene Kühe sollten eine Kreuzhöhe von 145 bis 156 cm sowie ein Gewicht von 650 bis 750 kg erreichen. Ihr Körperbau und ihre Bewegungsmechanik, einschließlich eines korrekten und widerstandsfähigen Fundaments, müssen den Anforderungen einer hohen Leistung und langen Nutzungsdauer entsprechen. Verlangt wird außerdem ein gesundes und gut melkbares Euter, das in Qualität und Funktionsfähigkeit hohe Tagesleistungen über viele Laktationen ermöglicht.

 


Deutsche Population

Die Rote Färbung der Red Holsteins geht auf ein rezessives Gen zurück (Foto: D. Warder)

Die Rote Färbung der Red Holsteins geht auf ein rezessives Gen zurück (Foto: D. Warder)

Holsteins der Farbrichtungen Schwarzbunt und Rotbunt haben ihren Ursprung in den norddeutschen Küstengebieten der Nord- und Ostsee. Die Ahnentafeln beider Farbschläge reichen zurück bis ins 19. Jahrhundert. Die Rasse Deutsche Holsteins hat sich zur bedeutendsten Milchviehrasse Deutschlands entwickelt. In rund 13.350 Zuchtbetrieben stehen knapp 1,72 Millionen Herdbuchkühe (Stand 2021), die sich durch ihre hohe Leistungsbereitschaft auszeichnen. Knapp 2 Millionen Holsteins und über 205.000 Red Holsteins sind der Milchkontrolle angeschlossen. Die Milchkontrolldichte, wichtiger Parameter für erfolgreiche Zuchtprogramme, ist mit über 77% sehr hoch.

Herdengrößen, Herdenmanagement und Umweltbedingungen sind in den verschiedenen Regionen Deutschlands extrem unterschiedlich und stellen mitunter sehr hohe Anforderungen an die Milchkühe. Es gibt sowohl kleine und mittlere Familienbetriebe als auch sehr große Produktionsbetriebe mit über Tausend Tieren. Seit Jahrzehnten werden in Deutschland Zuchtprogramme nach den modernsten populationsgenetischen und biotechnologischen Erkenntnissen durchgeführt. Sie sind der Grundstein für das hohe Leistungspotenzial und das funktionelle Exterieur der deutschen Holstein-Kuh.

 


Zuchtprogramm

Für das Zuchtprogramm werden weibliche Rinder frühzeitig nach genomischen Zuchtwerten selektiert (Foto: D. Warder)

Für das Zuchtprogramm werden weibliche Rinder frühzeitig nach genomischen Zuchtwerten selektiert (Foto: D. Warder)

Das Zuchtprogramm der Deutschen Holsteins ist auf die Umsetzung des Zuchtziels einer funktionalen Milchkuh mit hohem Leistungspotenzial, Gesundheit und einem guten Exterieur ausgerichtet. Dieses Ziel steht bei der Auswahl von Bullenmüttern und Bullenvätern im Vordergrund. Deshalb ist der Gesamtzuchtwert RZG sowohl auf der weiblichen als auch auf der männlichen Seite das am stärksten gewichtete Selektionskriterium. Durch die Möglichkeiten der genomischen Selektion beginnt die Auswahl der Bullen in sehr jungem Alter auf Basis der genomischen Zuchtwerte. Bei genomischen Zuchtwerten werden höhere Sicherheiten erzielt als bei reinen Pedigree-Zuchtwerten.

Ein weiteres Kennzeichen des deutschen Zuchtprogramms ist seine Vielfalt. Aufgrund der regionalen Organisationsstruktur ist die Selektion der nächsten Vererbergeneration nicht an einer Stelle zentral zusammengefasst, sondern liegt in den Händen der einzelnen Zuchtorganisationen. Dies ermöglicht die Umsetzung im Detail unterschiedlicher Zuchtphilosophien. Das Ergebnis sind Vererber, die einerseits das gemeinsame Ziel eines hohen Gesamtzuchtwertes erfüllen, andererseits aber auch in der Lage sind, Märkte mit unterschiedlichen Schwerpunkten zu bedienen.

Die mit hoher Intensität aus der deutschen Zuchtpopulation selektierten Toprinder stellen den größten Teil der Bullenmütter. Sie werden in der Regel vor der ersten Kalbung anhand genomischer Zuchtwerte selektiert. Die höchstgetesteten Rinder werden häufig im Rahmen von Embryotransfer mit interessanten hohen Jungbullen angepaart. Vertragsanpaarungen mit internationalen Spitzenjungrindern, die Verantwortliche der Zuchtorganisationen basierend auf genomischen Zuchtwerten auswählen, ergänzen dieses Potenzial.

Vermeintlich interessante Bullenkälber werden als Kandidaten schon im Alter von ein paar Wochen typisiert. Aus diesen typisierten Kandidaten werden nur die allerbesten Vererber als Bullenväter selektiert. Hinzu kommen internationale Vererber aus anderen führenden Ländern der Holsteinzucht. Als Bullenväter kommen Vererber in Frage, die in den Gesamtzuchtwerten RZG und RZ€ zu den besten verfügbaren Bullen zählen. Zudem müssen sie in den funktionalen Merkmalen ein ausreichendes Mindestniveau erreichen.

 


Das Potential für eine rentable Milchproduktion

Schwarbunte Kühe beim Melken (Foto: D. Warder)

Schwarbunte Kühe beim Melken (Foto: D. Warder)

Seit Jahrzehnten werden Zuchtprogramme in Deutschland nach den modernsten Erkenntnissen durchgeführt. Sie bilden das Fundament für das hohe Leistungspotenzial und das funktionelle Exterieur der deutschen Holsteinkuh. Darüber hinaus sind Nutzungsdauer, Fruchtbarkeit und Gesundheit Merkmale mit einem sehr hohen Stellenwert.

Sowohl die Zuchtbetriebe als auch insbesondere die Besamungs- und Embryotransfereinrichtungen werden in Deutschland regelmäßig durch die staatliche Veterinärverwaltung überwacht. Folglich verfügen deutsche Rinderbestände über einen hervorragenden Gesundheits- und Hygienestatus, der durch verlässliche Zertifikate dokumentiert ist.

Diese Kombination wirtschaftlich wichtiger Merkmale macht Deutsche Holsteins zu rentablen Milchkühen, die deutsche Milchproduzenten und ihre Kollegen in aller Welt gleichermaßen zu schätzen wissen. So werden Jahr für Jahr zehntausende Herdbuchrinder in über 40 Länder exportiert. Sperma deutscher Top-Bullen sowie Embryonen aus bewährten deutschen Kuhfamilien sind weltweit gefragt.