21.01.2019rss_feed

Statistiker zum Gesundheitsrisiko Feinstaub aus der Tierhaltung

Wissenschaftler des Max-Planck-Instituts für Chemie (MPIC) haben die landwirtschaftliche Tierhaltung als einen der Hauptverursacher der Feinstaubbelastung in Deutschland ausgemacht. Die Reaktionen ließen nicht lange auf sich warten. Dabei wurde zwischen Treibhausgasemissionen und Feinstaub nicht differenziert oder es wurde gar ein Verzehrverbot für tierische Produkte gefordert.

Was bei all dem übersehen wurde: derartige Untersuchungen sind bereits seit 2017 bekannt - ohne die Ergebnisse auf entgangene Lebensjahre oder vorzeitige Tote herunterzubrechen. Ohne diese Trigger waren die Studienergebnisse für die Öffentlichkeit vermutlich nicht interessant. Lt. englischer Studie aus dem Jahr 2017 wird den Regionen der meiste Feinstaubanteil bescheinigt, die trocken sind oder ein gigantisches Verkehrsaufkommen und veraltete Heiz- und Wärmetechnik vorweisen. Erstes trifft für Wüsten zu, zweites für Megastädte, wie Peking. Nichts Neues eigentlich.
Was bei der englischen Studie vor dem Hintergrund der aktuell diskutierten MPIC-Studie (ebenfalls aus dem Jahr 2017) allerdings erstaunt: Indien, das Land mit den meisten Rindern weltweit, glänzt in den Kartenübersichten durch eine weiße Fläche. Warum das so ist, wird in der engl. Studie nicht erläutert.

Prof. Dr. Walter Krämer, Statistik-Professor der TU Dortmund und Autor (So lügt man mit Statistik) meint dazu im Interview mit der "Bild": In Deutschland müssen vor allem die Leute Angst um ihre Gesundheit haben, die zu fett sind oder rauchen. Alles andere ist Panikmache.

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Zur Erläuterung:

Prof. Dr. Isabelle Franzen-Reuter, FH Münster, stellt im Blog des Verbandes der Deutschen Ingenieure dazu fest, Todesursachenstatistiken und Krankheitsregister liefern …generell keine Informationen darüber, welche Risikofaktoren zum Tod bzw. Erkranken eines Menschen beigetragen haben. Dies gilt für Luftschadstoffe genauso wie für andere Risikofaktoren wie Rauchen oder Alkoholkonsum. Darüber hinaus kann die Zahl der vorzeitigen Todesfälle nur aussagen, ob ein betrachteter Risikofaktor zum Tod führt und nicht wann – das kann im Alter von 75 Jahren oder auch schon im Alter von 50 Jahren sein.

Und hier scheiden sich die wissenschaftlichen Geister, weil für diese Annahmen epidemiologische Untersuchungen herangezogen werden, die mit zahlreichen Unbekannten und trotz mathematischer Korrekturen immer mit einem hohen Grad an Unsicherheiten leben müssen. Ob sie ethisch gerechtfertigt erscheinen, um der Politik und der Rechtsprechung Anhaltspunkte zu bieten, Maßnahmen im Immissionsschutz zu initiieren und den Erfolg von Interventionsmaßnahmen zu messen, müssen Ethiker entscheiden.

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