BRS warnt vor Vereinfachung der Teller-Trog-Diskussion durch den Human edible factor (hef)

Nutztiere sind Nahrungskonkurrenten des Menschen. Es wird eine Minimierung dieser Konkurrenz angestrebt. Seit einiger Zeit wird versucht, das Nutzungspotential von Futtermittel für die menschliche Ernährung zu bewerten. Hierfür wird jedes Futtermittel mit einem Faktor gewichtet, der den Anteil ausweist, der sich theoretisch auch direkt für die menschliche Nahrung eignen könnte (hef - human edible factor).


Bei Geflügel wären das je nach Ration knapp 75 Prozent, bei Schweinen 60 Prozent und bei Milchkühen nur 36 Prozent. Theoretisch stimmt das, weil Wiederkäuer Materialien wie Gras oder Silagen verdauen können, anders als Geflügel und Schweine, die Getreide und proteinreiche Nahrungsbestandteile für eine bedarfsgerechte Versorgung benötigen.

Der hef-Ansatz weist mehrere Schwachstellen auf, ist der Bundesverband Rind und Schwein überzeugt. Er wurde aus analytischen Rohnährstoffgehalte abgeleitet und bietet Spielräume, die die landwirtschaftliche Realität nicht widerspiegeln. In der landwirtschaftlichen Praxis gibt es zahlreiche Einflussgrößen, die die Anwendbarkeit des Ansatzes stark einschränken.

In der Realität entscheiden immer die bestmöglich verfügbare Technologie über die Herstellung pflanzlicher und tierischer Lebensmittel aus verfügbarer Biomasse. Es gilt hierbei u.a. Getreidequalitäten und die Qualitätsanforderungen der Abnehmer, Fruchtfolgezwänge, Bodenqualitäten und geographische Zwänge zu berücksichtigen. Dies führt zu Marktabhängigkeiten und Unternehmensentscheidungen, die der hef-Ansatz nicht abbilden kann. Wir finden den Versuch, eine sensible Diskussion zu versachlichen, gut, lobt Dr. Nora Hammer, Geschäftsführerin des Bundesverbandes Rind und Schwein e.V. den Ansatz. Wir lehnen den Ansatz in der bisherigen Form aber ab, stellt Hammer klar. Wir brauchen die Tierhaltung als Grundlage für eine nachhaltige Lebensmittelerzeugung. Eine Argumentation zu Lasten der ein oder anderen Tierart oder gar eine Moralisierung von Unternehmensentscheidungen hilft niemanden.

Nach Berechnungen des BRS lassen sich ungefähr 16 % des in Deutschland als Tierfutter verwendeten Getreides direkt für die menschliche Ernährung nutzen. Warum dies nicht passiert hat viele Gründe. Darüber kann man diskutieren. (Nutztiere als Lebensmittellieferanten oder Nahrungskonkurrenten)

 

In der Vergandszeitschrift Schweinezucht und Schweinemast (Ausgabe 1/2024) ist hierzu eine Einordnung von Dr. Wilhelm Windisch veröffentlicht worden: Getreide fair teilen