BRS News
Schließen sich Ökologie und Gentechnik aus? Nicht unbedingt, findet Prof. Schäfer
Im Interview mit dem Zeit-Journalisten Bernd Eberhart widerspricht der Ökologe Hanno Schäfer, Professor für Biodiversität der Pflanzen an der TUM, der These, dass Ökologie und grüne Gentechnik sich prinzipiell ausschließen. Er wirbt sogar für die Ausweitung der grünen Gentechnik und ist damit nicht allein. Der Schweizer Ökowissenschaftler Urs Niggli hatte sich im Interview mit der TAZ ähnlich geäußert - und dafür viel Kritik einstecken müssen.
Allerdings scheint der Widerstand mit neuen biotechnologischen Methoden, die auf einen Einbau von Fremdgenen verzichten, tatsächlich zu sinken. Stefan Jansson von der Universität Umeå hatte in seinem Garten das erste CRISPR-Gemüse angebaut und öffentlichkeitswirksam verkostet, um zu der Auseinandersetzung um die rechtliche Einstufung von neuen Züchtungsverfahren und deren Beurteilung beizutragen. Auch in Amerika denkt man über einen Einsatz von Gentechnik im Ökolandbau nach.
Vielleicht ist es jetzt an der Zeit, die Kritik an der Gentechnik zu überdenken und sich die Studien, die Risiken proklamieren, noch einmal genau anzuschauen?
Freischaltung des Portals „Aniplus“ zur Optimierung der Tiergesundheit und Minimierung des Antibiotika-Einsatzes
Es ist soweit: Zwei Jahr nach Projektstart soll die InformationsplattformAniplusam 17. Oktober online geschaltet werden. Die Plattform will Tierhaltern Anregungen gebe, mit welchen Strategien der Antibiotikaeinsatz in der Tierhaltung weiter gesenkt werden kann. Mit der Plattform können sich Landwirte ein konkretes Maßnahmenpaket zusammenstellen. Ergänzt werden die Informationen mit einem Beratungsangebot zu Tierwohl und Tiergesundheit.
Das Landwirtschaftsministerium Niedersachsen fördert das Projekt in Ergänzung seiner landesweiten Antibiotika-Minimierungsstrategie. Gemeinsam mit der Branche arbeitet das Land an der Reduzierung von Gesundheitsgefahren durch resistente Keime. Weitere Unterstützer dieses Projektes sind die Metropolregion Nordwest, die Landwirtschaftskammer Niedersachsen sowie die Landkreise Cloppenburg und Vechta.Die vielfältigen Informationen des neuen Portals wurden in einer zweijährigen Aufbauphase durch Unternehmen, Behörden, Wissenschaftler, Tierärzte und aktive Landwirte zusammen getragen.
Beirat fordert nachhaltige Intensivierung der Landwirtschaft
11 Milliarden Menschen im Jahr 2050 wollen ernährt werden. Eine riesige Herausforderung für die Landwirtschaft, die nach Meinung der Beirat im Bundeslandwirtschaftsministerium nur mit einer nachhaltigen Intensivierung der Landwirtschaft gelingen kann. Damit schließen sich die Beiräte der FAO-Meinung an. Gleichzeitig kann das Gutachten, dass gerade erst veröffentlicht wurde, zu einer Versachlichung der Klimaschutzdiskussionen führen, weil es die Regionen in die Pflicht nimmt, die besonders gut mit Ressourcen (Wasser, Boden..) ausgestattet sind. Mit der Feststellung, dass eine flächendeckende Extensivierung, eine Autarkie in der Eiweißversorgung oder eine verordnete flächendeckende Umstellung auf den ökologischen Landbau im Sinne des Klimaschutzes nicht sinnvoll sei, stellen die Beiräte auch manche klimapolitische Legende in eine neues Licht. Letztlich bedeutet das auch, dass Europa viel mehr Ressourcen intensive Produkte, wie z.B. tierische Produkte, exportieren muss. Leider sind die Beiräte hier nicht konsequent und verkennen die Chancen der dt. Fleischproduktion für den globalen Klimaschutz. Die vom BMUB angestrebte Halbierung der Tierbestände oder eine Bevormundung bei der Ernährung sind angesichts der riesigen Nahrungsmittelnachfrage auch nach tierischen Produkten der falsche Weg. Was leider auch fehlt, ist eine Bekenntnis zur Biotechnik. Welche Rolle kann und darf z.B. Genediting für die Züchtung von trocken- oder salztoleranten Getreidesorten spielen? Antworten sucht man in dem Gutachten vergeblich.
Beim Wasserverbrauch müssen wir umdenken und mehr verbrauchen - meinen Experten
Der deutsche Wasserspar-Tick soll teure Folgen für die Infrastruktur haben, will der WiWo-Kolumnist Marcus Werner herausgefunden haben. Weil wir nur noch durchschnittlich 120 Liter täglich verbrauchten, stehe das Wasser zu lange in den Leitungen und verliere an Qualität. Außerdem bestehe die Gefahr, dass das Abwasserleitungen verstopften und aufwändig gespült werden müssten. Hohe Kosten zu Lasten des Wassernutzers. Letztlich habe die deutsche Erziehung zum Wassersparen dazu beigetragen, dass der Wasserpreis steigen musste, weil die Fixkosten für die Wasseraufbereitung bei rd. 90 % der Gesamtkosten lägen - unabhängig von der Wassermenge. Wenn hohe Kosten auf weniger Wasser umgelegt wird, müssen die Wasserkosten steigen, obwohl wir als Gunststandort mit reichlich Regen keine Angst vor Wasserknappheit haben müssten.
Anm. d. Red.: Diese Gunstlage verschafft uns einen Riesenvorteil bei den Exporten von Wasser intensiven Produkten wie Autos oder Lebensmittel. Gleichzeitig entlasten wir damit wasserarme Regionen.
Woher stammen multiresistente Keime?
Bakterien kommen überall vor. Das gilt auch für multiresistente Keime. Bekannt ist auch, dass jeder Antibiotikaeinsatz resistente Bakterien selektieren kann, insbesondere dann, wenn diese antibakteriell wirkenden Medikamente (AB) nicht vorschriftsmäßig eingenommen werden oder bereits gegen das verschriebene AB resistente Bakterien vorhanden sind. Viel zu häufig sollen auch sog. Reserveantibiotika verschrieben werden.Häufig aber erfolgt eine Schuldzuweisung zu Lasten der Veterinärmedizin. Das ist falsch, zumal jeder dritte Verbraucher Träger von resistenten Keimen sein soll, ohne selber zu erkranken. Ein aktuelles Patientenmonitoring an sechs deutschen Universitätskliniken verdeutlicht das Risiko. Ungefähr jeder 10. Patient kam bereits mit multiresistenten Keimen ins Klinikum. Die Risiken sind eigentlich bekannt: häufig mit Antibiotika behandelte Patienten, Fernreisende, Heimtierbesitzer und Personen, die beruflich viel mit Tieren zu tun haben. Aber auch dies lässt in der Regel keine gesicherten Rückschlüsse auf MRSA-Infektionen in Kliniken zu, weil die gefürchteten MRSA-Keime meist nicht pandemisch vorkommen.
Isofluran-Narkose bei Ferkelkastration
Als Alternative zur Injektionsnarkose mit Ketamin/Azaperon, die mit einem längeren Nachschlaf einhergeht, wird das kurzwirksame Inhalationsnarkotikum Isofluran propagiert. Obschon es bisher in Deutschland nicht für die Anwendung bei Schweinen bzw. Ferkeln zugelassen ist, besteht die Möglichkeit, Isofluran zur Anwendung bei der Ferkelkastration umzuwidmen, sofern nach Einschätzung des verantwortlichen Tierarztes die hierbei geltenden arzneimittelrechtlichen Voraussetzungen gegeben sind.Laut wissenschaftlicher Literatur betragen die Anflutungszeiten beim Ferkel 70 bis 90 Sekunden. Damit lässt sich offenbar nicht bei allen Tieren eine ausreichende Narkosetiefe herbeiführen. Gleichwohl hat Isofluran die grundsätzliche Eigenschaft, eine wirksame Schmerzausschaltung nach dem Stand der veterinärmedizinischen Wissenschaft während der Narkose zu bewirken, heißt es in einer aktuellen Bewertung des Bundesamtes für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit. Bisher ist man davon ausgegangen, dass zusätzliche Schmerzmittel eingesetzt werden müssten. Das scheint offensichtlich nicht (mehr) der Fall zu sein. Das Problem der Umwidmungspflicht und Risiken für den Arbeitsschutz werden aber weiterhin benannt.
Globales Klima und regionale Anpassungsstrategien passen nicht zusammen
Mit dem BegriffKlimabeschreiben wir den mittleren Zustand der Atmosphäre über mehrere Jahrzehnte. Allein anhand der Berichterstattung in den Medien erkennt man, dass viele Journalisten "Wetterphänomene" mit "Klima" verwechseln.
Menschen beeinflussen
Klima, ohne Frage. Die Kausalzusammenhänge sind aber längst nicht so einfach, wie sie häufig dargestellt werden. Insbesondere wenn man sich den Anteil Deutschlands an den Treibhausgasemissionen weltweit anschaut und dann versucht, Verhaltensänderungen in Deutschland auf das Klima vorherzusagen. Wissenschaftlich ein
Ritt auf der Rasierklinge, aber Zeitgeist. Und tatsächlich gibt es einige gute Ansätze, wie z.B. das Engagement gegen Lebensmittelverschwendung. Nicht, weil es positive Auswirkungen auf das Klima hätte, sondern einfach, weil es sich um Ressourcenverschwendung handelt. Eine Änderung der Ernährungsgewohnheiten in Deutschland dagegen hat keine messbaren Auswirkungen, auch wenn dies in öffentlichen Diskussionen gerne anders dargestellt wird. Bei den Diskussionen wird nämlich gerne vergessen
- über Systemgrenzen hinaus (Deutschland) zu denken,
- zwischen regenerativen und fossilen C02-Kreisläufen zu unterschieden (Fütterung ist letztlich nichts anderes als
Bioenergie
-Nutzung in Form einjähriger Futterpflanzen, wobei biologisch hochwertige Proteinnahrungsmittel entstehen und - Studien zur Nachhaltigkeit verschiedener Kostformen völlig ignoriert werden.
Wie klimaschädlich ist der Regenwald?
In Deutschland nimmt die Klimadiskussion eine Dimension an, die in so kostenintensiven Maßnahmen münden, dass sich viele Menschen mittlerweile fragen, ob sich ein Land wie Deutschland mit 86 Mio. Einwohnern überhaupt eine Vermeidungsstrategie leisten sollte bzw. darf. Derzeit kostet die Energiewende rd. 28 Mrd. Euro, die auf die Steuerzahler umgelegt werden. Bis zum Jahr 2030 sollen 400 Mrd. Euro ausgegeben werden. Andere EU-Länder machen dagegen einen Rückzieher bei ihren Klimainvestitionen. zu teuer, begründet Dänemark seinen Rückzieher. In Schweden sollen neue Atomkraftwerke gebaut werden dürfen. Und betrachtet man den Anteil Deutschlands an den Treibhausgasemissionen, muss man sich tatsächlich fragen, ob diese gewaltigen Summen nachhaltig investiert sind. Deutsche Minderungsstrategien wirken sich Null Komma Null auf das Weltklima aus. Das bestätigt der Journalist Florian Asche, der für denFocusvorgerechnet hat:
International betrachtet sei die deutsche Jahrtausendleistung völlig ohne Belang. Die so eingesparte Menge an CO2 entspräche nämlich derAusstoßsteigerung in China innerhalb von drei Monaten". Wer das nicht glaubt, kann selber nachrechnen oder die Zahlen diskutieren.
Unabhängig davon sei in diesem Zusammenhang auf Untersuchungen verwiesen, die schon etwas älter sind und Pflanzen, u.a. den Regenwald, als wichtige Methan-Emissionsquelle ausgemacht haben wollen.
Tierschutz in skandinavischen Ländern: Kastration kein Thema?
Einige skandinavische Länder können sich vor Besuchen aus Deutschland kaum retten: landwirtschaftliche Delegationen suchen diese Länder gerne auf, um sich die praktische Umsetzung bestimmter Tierschutzziele vor Ort anzuschauen. Das ist grundsätzlich nicht schlecht. Als es um die Optimierung der Produktion ging, waren wir oft zu Besuch in den Niederlanden, Frankreich und Spanien.Die skandinavischen Länder unterscheiden sich bei einigen Tierschutzvorgaben von Deutschland. So hat bisher kein europäisches Land den Ausstieg aus der Ferkelkastration gesetzlich verankert, außer Deutschland. Das setzt dt. Politiker und Wirtschaft unter enormen Druck und gefährdet (landwirtschaftliche) Existenzen. Dabei könnten wir auch hier von unseren nordischen Kollegen lernen.
Jungebermast oder Impfung gegen Ebergeruch: in Schweden und Norwegen kein Thema. In Schweden wird lokal betäubt und ein Mittel gegen Schmerzen nach dem Eingriff gegeben. Politik und Tierschutz tragen dieses Vorgehen mit, weil die Wissenschaft nachweisen konnte, dass
Schmerzen während und nach der Kastration signifikant reduziert werden. Ähnlich wird es in Norwegen gehandhabt.
Dänemark hat gerade die Einführung eines Tierwohllabels angekündigt. Informationen zum Verzicht auf die Kastration findet man in keiner Stufe des Labels. Derart pragmatisches Vorgehen sollte uns zu denken geben, wenn der Selbstversorgungsgrad nicht weiter sinken soll. Bereits heute werden mehr als 11 Mio. Ferkel importiert, die dann vielleicht die dt. Tierschutzvorgaben nicht erfüllen können. Ob das den Verbraucher interessieren wird?
Diskussionsforum: Schweinehaltung im Konflikt
Zu diesem Thema veranstaltete der Zentralverband der Deutschen Schweineproduktion e.V. (ZDS) am 13.4. 2016 in Berlin ein Diskussionsforum mit rd. 90 Teilnehmern aus verschiedenen Bereichen der Gesellschaft.
In seiner Begrüßung machte der ZDS-Vorsitzende, Paul Hegemann, deutlich, worum es geht: um gesellschaftliche und politische Forderungen, die z.T. gegensätzlich sind und die aufgrund anhaltend schlechter Erträge sowie fehlender Planungssicherheit nicht umgesetzt werden können. Beispielhaft nannte er die Forderung nach Außenklima für die Tiere zum einen und Auflagen zur Installation von Luftfiltern und zur Abdeckung von Güllebehältern zum anderen. Neben dem Kostendruck und in Verbindung mit diversen Vorwürfen zur Massentierhaltung führe diese Situation zu einer starken psychischen Belastung der Landwirte und ihrer Familien, bis hin zu Existenzängsten.